Gesundheits-Tipps für Schulranzen

von Dr. med. D.Wilbrandt

Heranwachsende klagen heutzutage häufig schon im Kindes- und Jugendalter über Rückenbeschwerden. Die Hauptursache dafür ist in veränderten Lebensbedingungen zu suchen, wie etwa der deutlich längeren Sitzdauer der Kinder und den rückläufigen Bewegungszeiten. Neben dem Bewegungsmangel können aber auch andere Faktoren zu Risiken für die Rückengesundheit werden wie zum Beispiel ungeeignete Schulranzen.

Das menschliche Slekett ist im Wachstum noch recht weich und verformbar. Fehlhaltungen können zu einer dauerhaften und krankhaften Verformung der Wirbelsäule führen. Trägt ein Kind einen Schulranzen, welcher nicht zum Körperbau des Kindes passt, werden Fehlhaltungen eingenommen, um die Ungeeignetheit der Ranzenform ausgleichen zu wollen.

Beispiel:  Ein Schulranzen, dessen Rückenpolster für Kinder mit einem Buckelchen ausgelegt wurde, führt dazu, dass ein Kind mit einem Hohlkreuz geneigt sein wird, einen "Buckel zu machen", um so die Auflagefläche am Rücken zur besseren Druckverteilung zu vergrößern

Den Schulranzenherstellern ist bekannt, dass Kinder unterschiedliche Rückenformen haben. Die meisten Hersteller bieten mehrere (drei oder 4) Schulranzen-Modelle mit unterschiedlich ausgelegten Rückenpolstern an, um mit zumindest einem Modell möglichst große Passgenauigkeit erzielen zu können. Natürlich gibt es nicht nur drei oder vier verschiedene Rückenformen bei Kindern. Je größer die Auswahl von verschiedenen Herstellern und deren Modellen ist, um so größer ist die Chance, eine möglichst optimale Passform des Schulranzens für ein Kind zu finden.

Aus diesem Grunde ist hier Fachkompetenz gefragt!

Um so erfreulicher ist es, dass es heute Fachgeschäfte, wie zum Beispiel Lassners Schulzeit in Hessen gibt, welche die ganze Vielfalt der führenden Ranzenhersteller anbietet und mit seinem geschulten Fachpersonal ausführliche, individuelle Ranzenberatungen durchführt. Dort wird ganz objektiv auf die bestmögliche Rückenpassform geachtet und die Preise befinden sich auf dem gleichen Niveau wie bei einem Kauf im Internet.

Wer also solch ein Fachgeschäft in erreichbarer Nähe hat, sollte sich dort beraten lassen, um die bestmögliche Prävention bei der Entstehung von Erkrankungen des muskulo-skelettalen Systems und des Achsenskelettes (Rücken) zu betreiben.

Dr. med. D. Wilbrandt
MBA (FH) Ärztin für Chirurgie

Weitere Tipps

von: Trag bei: Ratgeber von Experten für Eltern von Schulanfängern

„Nicht schonen, sondern trainieren.“
Prof. Dr. med. Fritz Uwe Niethard em. Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik der RWTH Aachen

Gesunder Kinderrücken

Nun beginnt der „Ernst des Lebens“: Ihr Kind geht
in die Schule. Sichtbares Zeichen für diesen Lebensabschnitt
ist der Schulranzen, den Ihr Nachwuchs stolz auf seinem Rücken trägt. Ja, der Rücken! Was muss er jetzt Tag für Tag alles „buckeln“: den Ranzen selbst, die Bücher und Hefte, das Mäppchen, die Brotdose und Trinkflasche. Ist das nicht zu viel des Guten? Für den ach so schwachen Kinderrücken?

Mehr als nur 24 Wirbel

Sicher, der Rücken mag bei einem Kind noch nicht zu leisten, was er bei einem Erwachsenen kann. Aber schwach ist er eigentlich nicht – nur einzelne Elemente häufig untrainiert. Wichtigster Teil des Rückens
ist die Wirbelsäule, die bei Kindern noch weich und leicht verformbar ist. Sie hat eine ganz charakteristische geschwungene Doppel-S-Form – dies ist die „Ideallinie“. Die Wirbelsäule besteht aus 24 einzelnen beweglichen Wirbelkörpern sowie dem Kreuzbein und dem Steißbein.
Zwischen den Wirbeln liegen die Bandscheiben, welche eine  Stoßdämpferfunktion übernehmen. Wirbel und Bandscheiben sind durch stabile Bänder fest miteinander verbunden. Ihren Halt bekommt die Wirbelsäule jedoch nur durch die Muskulatur: Die Muskeln halten im Idealfall den Körper im Lot. Bei einer gesunden Körperhaltung arbeiten Bauch- und Rückenmuskulatur im Gleichklang. Aber nur gestärkte Muskeln können den Körper richtig halten. „Wer rastet, der rostet“ gilt also für den aktiven und passiven Bewegungsapparat. Denn die Mindestaufgabe, den Körper aufrecht zu halten, erfordert enorme Kräfte, die schwache Muskeln nicht leisten können. Der Körper sackt kraftlos ineinander. Eine dadurch entstehende Abweichung von der „Ideallinie“ nennt man Haltungsschwäche. Auf Dauer gesehen kann sich daraus ein Haltungsschaden entwickeln, der später nur noch schwer zu korrigieren ist.

 Achten Sie darauf, dass …
… sich Ihr Kind täglich zwei bis drei Stunden bewegt. Körperliche Aktivität muss Alltag sein! Kann Ihr Spross – wenn älter –  nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren? Oder zu Fuß zur Klavierstunde gehen? Schränken Sie Ihren Chauffier-Dienst ruhig ein.

Prof. Dr. med. Fritz Uwe Niethard

Ein Kreuz mit dem Kreuz

Ein paar Zahlen, die das Wissenschaftliche Institut der Ärzte in Deutschland (WIAD) ermittelte: 40 bis 60 Prozent aller Schulkinder zeigen Haltungsschwächen, 20 bis 30 Prozent haben ein leistungsschwaches Herz-Kreislauf-System, 30 bis 40 Prozent sind motorisch auffällig und haben Koordinationsschwächen.
Wie kommt’s? Warum sind so viele Kinder „unfit“?
Und – nicht zu übersehen – auch übergewichtig?
Es gibt mehrere Ursachen dafür. Und sicherlich spielt auch die Veranlagung (Skelettentwicklung, muskuläre Leistungsfähigkeit) eine Rolle. Entscheidend für die negative Entwicklung sind aber letztlich zwei Faktoren:
• Der Mangel an Bewegung und (dem Alter entsprechender) körperlicher Belastung.
• Die lange Zeit, die Kinder im Sitzen verbringen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Lebenssituation der deutschen Kinder drastisch verändert. Es gibt weniger freie Spiel- und Bewegungsräume, in dem sich die Kleinen austoben, ihre Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer entwickeln können. Das Spielen hat sich zunehmend in die Wohnung verlagert. Hier fesselt die Kinder – im wahrsten Sinne des Wortes – Fernseher und Computer: Sie sitzen viele Stunden in schlechter Haltung vor dem Apparat. Während Kinder früher zu Fuß oder mit dem Rad ihr Umfeld erkundeten, werden sie heute oft mit dem Auto von einer Aktivität zur anderen gefahren. Falsche und über Bedarf zugeführte Nahrung in Verbindung mit Bewegungsmangel führen zu Übergewicht.

Für Kinder ist Gesundheit kein Handlungsmotiv zur regelmäßigen Bewegung. Sie motivieren vor allem Spaß und Freude. Daher ist es wichtig, den Kindern Freiräume für freies, kreatives Spiel, für Abenteuer und ungehemmtes Austoben zu lassen. Ihre Bewegungswelt muss man nicht machen – sondern nur zulassen.
Neben der Bewegung ist „richtiger“ Sport sehr wichtig – zum Beispiel im Verein. Denn im Gegensatz zur einfachen körperlichen Aktivität werden hier, unter fachlicher Anleitung, bestimmte Fähigkeiten und Muskelgruppen gezielt trainiert. Auch der Schulsport ist daher für die gesundheitliche Erziehung und Entwicklung der Kinder elementar. Doch leider wird ihm in Deutschland nicht die gebührende Bedeutung beigemessen: Oft unterrichten fachfremde Lehrer; die Sportstunden werden zugunsten anderer Hauptfächer gekürzt oder fallen ganz aus. Zudem fehlen Leistungsanreize.
In den USA kann sich ein Schüler etwa mit sportlichen Erfolgen ein Hochschulstipendium „verdienen“. Neben dem Trainingseffekt erfüllt der Sport auch eine wichtige Funktion beim Ausgleich von schulischen Belastungen und psychosozialen Alltagsbelastungen. Außerdem wird, insbesondere durch Mannschaftssport, das Sozialverhalten trainiert.

Achten Sie darauf, dass …
... Ihr Kind rückengerechtes Heben und Tragen lernt und praktiziert. Sie meinen, eine halbe Saftkiste sei zu schwer? Lassen Sie Ihren Spross ruhig mal seine Kräfte messen. Mit der richtigen Technik kann er die Aufgabe meistern. Vermitteln Sie ihm das!

Prof. Dr. med. Fritz Uwe Niethard
 

Was ist zu viel des Guten?

Sport und Bewegung stärkt also den Rücken – insbesondere die Wirbelsäule umgebende Muskulatur.
Aber was kann er nun wirklich tragen? Wann ist zum
Beispiel ein Schulranzen zu schwer?
Lange Zeit hat man 10 Prozent des Körpergewichts als Höchstgewicht für den gefüllten Ranzen angeraten – der Wert ist in der Literatur noch häufig zu finden. Diese Empfehlung hat die Universität des Saarlandes bereits 2008/2009 untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen: Der Ranzen darf auch ruhig etwas schwerer sein.
Eine größere Last stellt für den Kinderrücken nämlich nicht gleich eine Belastung dar. Ein höheres Gewicht ist meist auch unkritisch, wenn die Wirbelsäule entsprechend entlastet wird: Schulranzen mit höhenverstellbarem Gurtsystem und integriertem Hüftgurt – wie er auch bei den Rucksäcken von Hochgebirgswanderern eingesetzt wird – übertragen einen Großteil der Last auf die Beckenknochen. Von einem solchen Tragesystem profitieren übrigens auch haltungsschwächere Kinder sowie Jugendliche in der Phase des schnellen Wirbelsäulenwachstums.

Spielerisch den Rücken stärken

Rückengerechtes Verhalten im Alltag – Heben, Tragen, Sitzen – wird in präventiven Rückenschulen vermittelt. Speziell für Kinder entwickelte Programme bieten Sportvereine, Krankenkassen und Volkshochschulen an. Sie möchten die jungen Teilnehmer vor allem mit viel Spaß für eine regelmäßige körperliche Aktivität begeistern.

Schulranzen & gesunder Kinderrücken

Ein guter Schulranzen verteilt die Belastung gleichmäßig und stützt die Rückenpartie optimal.
Dabei ist das Gewicht möglichst nah am Körper positioniert.
Wichtige Merkmale sind:
• Stabile Bauweise
Diese Ausführung schützt den Inhalt und gibt dem Schulranzen
die nötige Eigenstabilität. Diese ist wichtig, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Zudem ist die Tasche so nicht breiter als die kindlichen Schultern – das ist ideal.
• Adäquates, möglichst geringes Eigengewicht
Damit der gepackte Ranzen nicht zu schwer wird, sollte sein Eigengewicht zwischen 1.100 g und 1.400 g betragen. Niedrigere Werte bedeuten Abstriche an der Stabilität, den Schutzfunktionen und dem Tragekomfort!
• Körpergerechtes und atmungsaktives Rückenpolster
Dieses sorgt für hohen Tragekomfort und optimale Drucklastverteilung.
Die Polsterung darf nicht zu dick und nicht zu weich sein, da der Ranzen sonst zu locker sitzt.
• Gepolsterte, mindestens 50 cm lange Tragegurte in bequemer Breite
Die auf der ganzen Breite gepolsterten Gurte liegen bequem auf, ohne den Hals des Trägers einzuengen. Die Riemen können einhändig, gleichmäßig und stufenlos eingestellt werden. Sie sind nicht viel breiter als 4 cm und nicht zu stark gepolstert, da sie sonst nicht komplett aufliegen und die Drucklast erhöhen bzw. von der Schulter rutschen. Der bei einigen Modellen integrierte Hüftgurt ist breit und kann ebenfalls individuell angepasst werden, damit der Ranzen nah am Körper sitzt und so einen
Großteil des Gewichts auf die Beckenknochen überträgt.
• Ausreichend langer und bequemer Tragegriff
Ist ein Tragegriff vorhanden, muss die umfassbare Grifflänge mindestens 8 cm betragen. Auf kurzen „Wegen“ liegt er angenehm in der Hand. Der Griff ist meist auch der Aufhänger.

Wir danken der Firma Alfred Sternjakob für die Genehmigung zur auszugsweisen Veröffentlichung dieser Informationen.