Schulranzen DIN-Norm
Was bedeutet die DIN-Norm 58124 für Schulranzen?
Die meisten Eltern haben sicher schon einmal von der DIN-Norm für Schulranzen gehört. Vielfach wird auch noch die Empfehlung ausgesprochen unbedingt nur einen nach DIN 58124 zertifizierten Schulranzen zu kaufen. Doch was beinhaltet diese DIN-Norm eigentlich und sind nicht zertifizierte Schulranzen tatsächlich nicht empfehlenswert?
Falls diese Fragen Sie interessieren, geben wir Ihnen hier einige Informationen dazu.
Die Hersteller können ihre Schulranzen überprüfen und nach DIN zertifizieren lassen.
Dabei haben Ingenieure bestimmte Anforderungen aufgestellt, die ein Schulranzen erfüllen muss, um das DIN-Zertifikat bekommen zu können.
Die Anforderungen nach der DIN 58124 sind:
- Hochformatige Bauweise, Stabilität und Standsicherheit
- eine ergonomische Form des Rückenpolsters
- Sicherheit der einzelnen Bauteile (also zum Beispiel keine scharfen Kanten)
- Wasserabweisende Eigenschaft des Ranzens
- Atmungsaktives Rückenpolster
- mindestens 4 cm breite Tragegurte
- zusätzlich ein Tragegriff zu anheben des Ranzens
- und das Thema Verkehrssicherheit mit der Anforderung von Signalfarbflächen für eine gute Sichtbarkeit am Tage und reflektierenden Flächen für eine gute Nachtsichtbarkeit.
Früher wurde auch das Gewicht beurteilt und dieses sollte nicht mehr als 10% des Körpergewichts betragen. Doch diese Regel ist aufgrund neuerer Erkenntnisse nicht mehr Inhalt der DIN-Prüfung.
Sinn und Unsinn der DIN-Norm:
Grundsätzlich ist es natürlich sehr sinnvoll, zum Schutz der Kinder, Gegenstände wie Schulranzen auf ihre gefahrlose Geeignetheit hin zu überprüfen.
Es ist allerdings fraglich, ob man tatsächlich stur eine DIN-Zertifizierung empfehlen sollte.
Wodurch unterscheiden sich eigentlich DIN-Ranzen und Schulranzen, welche nicht nach DIN zertifiziert sind?
Wenn man die auf dem Markt befindlichen Schulranzen untersucht, wird man feststellen, dass im Prinzip alle Schulranzen nach DIN 58124 zertifiziert werden würden, wenn sie alle die zur Verkehrssicherheit geforderten Leuchtfarben- und reflektierenden Flächen besitzen würden. Denn alle anderen Anforderungen werden regelmäßig auch von den nicht zertifizierten Schulranzen erfüllt.
Es gibt Argumente, die dagegen sprechen, dass man ausschließlich nach DIN zertifizierte Ranzen empfiehlt:
- Es gibt zahlreiche Kinder, die täglich von den Eltern zur Schule gebracht und wieder abgeholt werden, oder Kinder, die auf ihrem Schulweg mit gar keinen Straßenverkehr Berührung haben. Warum sollte bei diesen Kindern zwingend eine Verkehrssicherheit gefordert werden.
- Es gab schon Testergebnisse, bei denen nach Stiftung Warentest Schulranzen (reihenweise) mit mangelhaft beurteilt wurden, weil die keine Signalfarbflächen besaßen, während hingegen die gleichen Schulranzen bei Ökotest Testsieger wurden, weil sie schadstofffrei waren. (Dabei waren Testsieger von Stiftung Warentest mit Schadstoffen belastet und erhielten daher zeitgleich bei Ökotest schlechtere Testergebnisse).
- Ein weiteres Indiz dafür, dass man sich nicht zwanghaft an die DIN-Empfehlung halten muss, ist die Tatsache, dass so manches Schulranzenmodell vom Hersteller als DIN-Norm und auch als nicht zertifiziertes Modell angeboten wird.
- Auch die DIN-Anforderung einer ergonomischen Rückenform erweist sich unseres Erachtens nach als nicht wirklich weiterführend. Natürlich ist es richtig, auf eine möglichst ergonomische Rückenform zu achten. Allerdings kann man dies nicht wirklich normieren. So unterschiedlich wie die einzelnen ergonomischen Rückenformen der Schulranzenmodelle sind, so verschieden sind nun einmal auch die Rückenformen der Kinder. Welches jedoch die schlechthin ergonomische Form des Rückenpolsters ist hängt immer vom Einzelfall ab. Insoweit könnte es irreführend für Eltern sein, wenn sie glauben, mit einem Nach DIN zertifizierten Schulranzen das beste für den Rücken ihres Kindes gewählt zu haben, obgleich genau diese ergonomische Form für den Rücken ihres Kindes völlig ungeeignet ist. Eine ergonomische Rückenpolsterung ist so wenig normierbar, wie die Kinderrücken genormt sind.
Auf den Punkt gebracht, sollte man die DIN-Norm-Frage einfach mit gesunden Menschenverstand beurteilen. Wenn nämlich Kinder einen Schulweg an, oder über gefährlichen Straßenverkehr zurück legen müssen, ist es im Interesse der Sicherheit sehr sinnvoll einen gut sichtbaren Schulranzen zu verwenden. In anderen Fällen kann es sinnvoller sein auf andere Vorteile von nicht zertifizierten Ranzenmodellen einen höheren Stellenwert zu legen.